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Speedtransalp von Stuttgart an den Comer See

Unser erster Gastbeitrag kommt von Sandy, er beschreibt wie er mit vier Freunden in einer Tour von Stuttgart mit dem Rennrad an den Comer See gefahren ist. Aber lest selbst! Vielen Dank für den Bericht und das Bereitstellen der Bilder!
Falls jemand nach dem Lesen Lust bekommen hat selbst an einer Tour dieser Art teilzunehmen, schreibt uns eine Mail und wir leiten diese dann gerne weiter.

Text und Fotos: Sandy Weckenmann

Nach der Galerie folgt der Bericht.

Einleitung:

Vor knapp 9 Monaten hörte ich von der Idee innerhalb von 24h von Stuttgart an der Comer See zu radeln. Dieses Projekt war das große Ziel für Jahr 2014. Ende Juni, am fast längsten Tag des Jahres, wollten wir uns Glück probieren. Nach vielen längeren Testfahrten, unzähligen Kilometern und der Optimierung der Ausrüstung ging es endlich los.

Mittwoch 18.06.2014:

Über den Tag hatte ich alles vorbereitet und das Fahrrad gepackt. Am frühen Abend versuchte ich erneut einige Stunden zu schlafen. Als Abendessen gab es eine reichhaltige Gemüsesuppe mit viel Kartoffeln. Die Abfahrt war dann um 23:15 Uhr von der Filderlinie.

Donnerstag 19.06.2014:

Die Nacht ging richtig gut zum radeln, erst um 3:00 Uhr habe ich das erste Mal auf die Uhr geschaut. Mit der Lupine und der Sigma Lampe konnte ich die Dunkelheit gut überbrücken, die Lupine habe ich nur in Notfällen angeschaltet, sonst hat die Sigma mit 4 neuen Eni-Akkus gut gehalten. Gegen 02:00 Uhr wurde es etwas kälter und das Schlafsackinlet wurde als zusätzlicher Windschutz vorne ins Trikot gesteckt. In der Ortschaft „Mengen“ konnten wir, telefonisch vorab vereinbart, 4 Pizzen essen, wir hatten einen super Stop Mitten in der Nacht und wir legten 30€ in die blaue Box vom Restaurant. Es wurde schon heller und wärmer. Mit der Müdigkeit konnte ich gut umgehen. In Lindau trafen wir André, der in der Früh den Zug von Stuttgart genommen hatte.
In einem Cafè gab es Kuchen, Brötchen und Kaffee. Ich legte mich auch für ca. 15 min in die Sonne. Wir haben über eine Stunde Pause gemacht. Es ging weiter nach Bregenz, von dort aus wollten wir den Rheinweg ausprobieren. Dieser stellte sich als gut heraus, deutlich flacher, keine Autos. Unter einer Brücke machten wir ca. 1 h Mittagspause, auch aus Hitze-Gründen. Es gab Brötchen und einen Powernap im Schatten. Danach ging es weiter leicht bergauf mit Gegenwind und viel Sonne. Es war heiß und zwei Schweizer Rennradler gaben uns Windschatten für einen Moment. Bei einer Wasserstation gab es frisches, kaltes Wasser und eine kurze, kalte Dusche für den Kopf. Yven hatte nun ein wenig Knieschmerzen, trotzdem konnte er gut mithalten, obwohl er fast nicht Rennrad gefahren ist dieses Jahr.
In Chur angekommen veränderte sich das Wetter, eigentlich wollten sich zwei aus der Gruppe nur eine erfrischende Cola holen, da es nun regnete gab es für alle etwas zu Essen. Elaine und ich speisten eine sehr scharfe Penne Al’arriabata, als wir fertig mit frühen Abendessen waren, scheinte wieder die Sonne :) Es ging weiter über tolle Fahrradwege bis nach Thusis, dort angekommen war ich nicht mehr sicher, ob wir hochfahren sollten, denn es war schon ca. 20:30 Uhr. Wir diskutierten beinahe 30 min und beschlossen, dann noch weiter zu fahren. Mit einigen Pausen erreichten wir um ca. Mitternacht die kleine Ortschaft Splügen. Es war richtig kalt, sogar beim hochfahren wurde mir nicht warm. Ich konnte die Überzieher von Yven ausleihen. Für die Zukunft gilt: lange Handschuhe und Überzieher mitnehmen. Durch das Minimalgepäck haben wir die Ausrüstung deutlich verkleinert, trotzdem sollten wir verschiedene, maximale Temperaturen abdecken können.
In Splügen gab es einen heißen Tee, wir wollten schon in dieser Bar oder in der kalten Kirche übernachten. Elaine lernte 3 Soldaten kennen, die uns in den Bunker der Schweizer Armee einluden. Was für ein toller Zufall :-) Wir hatten richtig Glück, denn draußen hätten wir nicht übernachten können. Ich hatte z.B nur einen Biwaksack und ein Schlafsack-Inlett dabei. Nun hatten wir einen kompletten warmen Bunker für uns. Eigentlich ist es nicht erlaubt, fremde Personen einzuladen. Unter diesen Umständen machten sie eine Ausnahme für uns :-) Hochfahren hätten wir noch können, oben hätten wir nicht übernachten können, die Abfahrt wäre eiskalt gewesen. Gott sei dank, hatten die Offiziere eine Ausnahme gemacht. Im Bunker angekommen, kam sogar ein Soldat mit Gewehr. Ich fühlte mich wie im neuem James Bond Film. Uns wurde ein Raum mit Hochbetten angeboten. Jeder von uns hatte ein eigenes Bett. Yven konnte sogar einen Schlafsack vom Militär ausleihen. Mehrfach entschuldigten sich die Soldaten, dass es im Bunker keine Heizung gäbe. Da wir den ganzen Tag im Freien unterwegs waren, fühlten wir uns im Bunker total wohl und uns war warm. Eine Heizung hätten wir gar nicht benötigt. Gegen 01:30 Uhr waren wir im Bett. Es hat sich gut angefühlt sich der Länge nach auf das bequeme Bett zu legen. Voll erschöpft konnte ich sofort einschlafen.

Freitag 20.06.2014:

Um 06:30 Uhr sind wir aufgestanden und sollten vor 7:00 Uhr die Kaserne verlassen, bevor der Morgenappell anfing. Wir verpassten es um ein paar Minuten. Der Vize-Chef war sehr freundlich. Er ist Lehrer und lebt in der Nähe von Zürich. 11 Monate im Jahr arbeitet er in der Schule und einen Monat pro Jahr arbeitet er für das Schweizer Militär. Sehr dankbar verabschiedeten wir uns.
In der Früh brauchte ich über eine Stunde um die restlichen 700hm zu überwinden. Die anderen warteten schon auf dem Pass versteckt vom kalten Wind.
Ankunft um 8:15 Uhr in Italien, somit haben wir ca. 33 h gebraucht, um von Stuttgart nach Italien zu fahren. Ohne Übernachtung hätten wir mindestens 27 h gebraucht, ich denke, das wir nur über die Pausenzeiten die Gesamtzeit reduzieren können. Außerdem ist es wichtig, an den Stellen, wo es kalt sein könnte, am Mittag zu sein (siehe Splügenpass). Vorschlag von Elaine für die nächste Speedtransalp: Abfahrt um 19 Uhr von Stuttgart, um nicht zur kältesten Uhrzeit am höchsten Punkt zu sein.

Daten zur gesamten Tour:

Fahrzeit: 20:53 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 21,76 km/h
Höhe: 4:857 hm
Kilometer: 454,49 km
Kalorien: über 9.800

Beitragsfoto: „Splügen Pass“ (CC BY-NC 2.0) by hl_1001