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Rennradfahren im Zeichen der Liebe: Maratona dles Dolomites

Es ist 4:15 Uhr morgens als der Wecker klingelt. Wir sind im Hotel Lagacio in Südtirol. Draußen ist es noch dunkel als wir uns schlaftrunken zum Frühstücksraum begeben. Auf dem Zettel, den wir gestern abend schon ausgefüllt haben, konnte man zum „Early Breakfast“ zwischen Porridge und Nudeln mit Tomatensoße wählen. Nudeln gehen ja eigentlich immer, aber um 4.30 Uhr noch nicht. Also haben wir uns für ein Porridge mit Äpfeln entschieden.

Wir sind nicht ganz ohne Grund so früh auf den Beinen, denn es ist der Tag des 31. Maratona dles Dolomites. Am heutigen Tag werden sich 9.000 Radfahrer die bis zu sieben Pässe und Abfahrten in den Dolomiten um Alta Badia erobern. Je nachdem welche Runde gewählt wird, stehen 55km & 1.780hm, 106km & 3.130hm oder 138km & 4230hm auf dem Programm. Zeit genug sich mit dem diesjährigen Thema Liebe und ihren Eigenschaften auseinander zu setzen.


Die Liebe ist der Ausgangspunkt jedes Abenteuers. Die Liebe macht uns zu Kameraden dieser Reise, die jedes Jahr aufs Neue startet und uns hier inmitten der Monti Pallidi, die man einfach lieben muss, willkommen heisst.


Zurück zum Frühstückstisch und unserer Schüssel Porridge. So früh am Morgen ist jeder Bissen beschwerlich, aber es hilft ja nichts. Für die kommenden Strapazen musste eine Grundlage aus Kohlenhydraten gelegt werden.

Wir treffen uns wie am Vortag ausgemacht um 6.00 Uhr vor dem Hotel, um zum Start in Alta Badia zu fahren. Da es nur den Berg hinabgeht, kommen wir entspannt an. Nur die 4°C bekommen wir direkt auf der ersten Abfahrt Richtung Start zu spüren. Das wird eine kalte erste Hälfte des Rennens. Wir dürfen aus dem ersten Startblock starten und haben das Glück an all den anderen Startern vorbeizurollen, die sich bereits in ihren Startbereichen eingefunden haben.

Punkt 6.30 Uhr fällt der Startschuss und die schier endlose Karawane aus Radfahrern  setzt sich zunächst hektisch, dann aber gleichmäßig in Bewegung. Begleitet werden wir von mehreren Kamerahubschraubern und Begleitmotorrädern. Es kommt so etwas wie Tour-de-France-Feeling auf. So muss das also sein Teil des bekanntesten Radrennens zu sein.

Die Maratona beginnt für alle Teilnehmer sämtlicher Strecken genau gleich, sodass man unterwegs je nach Tagesform die Streckenlänge variieren kann. Zunächst steht der Passo Campolongo zum Warmrollen an. Es müssen 5,8km mit durchschnittlich 6,1% Steigung bewältigt werden. Die ersten Kehren sind noch im Ort und mit Menschen am Straßenrand gesäumt. Die Stimmung wird den ganzen Tag über großartig sein. Gefühlt sind alle Einwohner der Region auf den Beinen, um uns Fahrer anzufeuern. Nach der ersten kalten Abfahrt nach Arabba folgen der Passo Pordoi (9,2km bei 6,9%), der Passo Sella (5,5km bei 7,9%) und der Passo Gardena (5,8km bei 4,3%). Alle vier Anstiege bilden zusammen die bekannte „Sella-Ronda“, die zu den bekanntesten Rennradtouren der Alpen zählt. Kein Wunder, denn alle Berge sind sehr rhythmisch zu fahren und bei der Umrundung des Sellastocks ergeben sich wunderbare Panoramen.

Nach dem Passquartett der Sellarunde muss man sich entscheiden, wohin die Reise gehen soll. Hat man gute Beine und noch genügend Körner biegt man in Corvara ab und nimmt den Campolongo ein zweites Mal in Angriff. Dann hat man später immer noch die Wahl auf die mittlere Strecke oder die Maratona-Strecke zu gehen. Wir entscheiden uns für die leichteste aller Varianten, nehmen die erste Zieldurchfahrt und beenden unsere Maratona-Teilnahme mit der Sellaronda. Schwere Beine und ein Ziehen im Knie, das schon seit Anfang der Saison Probleme bereitet, lassen uns diese Entscheidung fällen. Lieber auf Nummer sicher gehen.

Die Sache hat nur einen kleinen Haken. Wir haben unser Maratona-Erlebnis hinter uns, aber es ist gerade mal 10 Uhr morgens. Wir nutzen die verbleibende Zeit und begeben uns an den Fuß der „Mür dl Giat“. Die 360 Meter lange und 19%-steile Katzenmauer bildet für die längeren beiden Strecken die letzte Hürde vor dem Ziel in Corvara. Hier herrscht richtig gute Stimmung und die Menschen an der Seite peitschen die Athleten mit Kuhglocken die Rampe hoch. Wer kurz vor der Erschöpfung ist, wird auch mal von zupackenden Händen auch mal hochgeschoben. An der Mür zeigt sich was dieses Event zu etwas ganz Besonderem macht. Trotz der Strapazen der letzten Stunden wird hier nochmals alles reingeworfen. Nach der Katzenmauer kann man mit einem Grinsen im Gesicht auf den letzten Kilometer gehen und weiß, das man den Mythos Maratona gemeistert hat.

Am Ende des Tages spielt es aber keine Rolle welche Strecke man gewählt hat. Man ist Teil dieses faszinierenden Radrennens in einem wunderschönen Teil der Alpen. Wo man hinsieht, erblickt man traumhafte Berge und Gebirgszüge, kurvige Straßen und grüne Wiesen und Wälder. Wer nur stur auf die Straße schaut, verpasst genau das was dieses Rennen ausmacht.

Die Anmeldung für die 32. Maratona dles Dolomites am 01. Juli 2018 ist seit dieser Woche geöffnet. Aufgrund der großen Beliebtheit des Events, sind nur Startplätze zur Verlosung freigegeben. Weitere Infos zur Anmeldung und zur Maratona im Allgemeinen findet ihr auf der Seite maratona.it.

Fotos: Sportograf

Hinweis: Für das Wochenende und die Maratona dles Dolomites wurden wir von der IDM Südtirol eingeladen. Dieser Bericht beruht jedoch auf unserer eigenen Meinung.