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Rennradfluchten – Wenn das Hobby zum (Neben-)Beruf wird

Viele Radsportler träumen davon, mit dem Hobby auch ein bisschen Geld zu verdienen. Moritz Pfeiffer hat den Sprung gewagt und nebenberuflich ein Radreise-Unternehmen gegründet. Was den Tübinger antreibt und was er anbietet, verrät er in einem Gastbeitrag.

Update: Mittlerweile hat Moritz Pfeiffer eine neue Anstellung gefunden und betreibt das Projekt Rennradfluchten nicht mehr weiter.

Von Moritz Pfeiffer

Fotocredit: P. Holderried

Fotocredit: P. Holderried

Kennt Ihr das? Man investiert viel Zeit und Kraft in einen Job, fühlt sich aber fehl am Platz. Man leistet gute Arbeit, hat aber den Eindruck, sich für die falschen Aufgaben und Ziele zu verausgaben. Ich habe in einer PR-Agentur gearbeitet. Ein interessanter und herausfordernder Job, und doch wurde ich das Gefühl nicht los, für die Interessen und Leidenschaften anderer Menschen zu arbeiten, anstatt eigene Ideen zu verwirklichen. Nach langem Zögern und Abwägen habe ich den Job an den Nagel gehängt, eine Halbtagsstelle angenommen und ein Radreise-Unternehmen gegründet: Rennradflucht Radreisen.

Verdient habe ich damit bisher noch gar nichts. Ich habe in eine Website investiert, in Radklamotten, Visitenkarten und Büroausstattung. Ich habe Behördengänge absolviert und Stunde um Stunde am Rechner gesessen, Social Media-Kanäle eingerichtet, Texte geschrieben, Bilder ausgesucht, Pläne ent- und wieder verworfen. Ich habe erste Reisetermine angeboten und bin, als niemand kam, alleine geradelt. Das Experiment währt jetzt drei Monate, ist bisher wirtschaftlich erfolglos – fühlt sich aber wunderbar und richtig an…

Der Hintergrund

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Fotocredit: N. Pfeiffer

Ich bin Rennradfahrer seit Jan Ullrich 1997 ins Gelbe Trikot fuhr. Schon vorher habe ich Radrennen verfolgt und bin mit dem Mountainbike durch die Gegend gefahren. Aber erst mit Ulles Ritt nach Andorra-Arcalis wusste ich, dass ich auf´s Rennrad gehöre. Lizenz- und Jedermannrennen, RTFs und Radmarathons, Transalps und unzählige Passfahrten habe ich seither unter die Räder genommen.

Für das Studium bin ich nach Freiburg gezogen. Die Region Breisgau-Hochschwarzwald ist für mich das vielseitigste Rennradrevier Deutschlands: unzählige flache Sträßchen in der Rheinebene, kurze, steile Stiche in den Weinbergen von Tuniberg und Kaiserstuhl, welliges Gelände an der badischen Weinstraße und in Freiamt sowie über zehn Kilometer lange Anstiege an den Schwarzwaldpässen. Das Wetter ist immer ein bisschen besser und ein paar Grad wärmer als in Restdeutschland, die Leute sind weitestgehend freundlich, das Essen und der Wein ausgesprochen lecker. Wo sonst in Deutschland gibt es eine solche Kombination?

Während des Studiums führte ich als Tourguide Rennrad-Touristen durch die Region, lernte landschaftliche Highlights und kleinste Sträßchen kennen. Über Umwege bin ich nun in Tübingen gelandet. Doch nach wie vor zieht mich die Region um Freiburg magisch an, immer wieder drehe ich dort mit dem Rennrad meine Runden. Und in der Zeit beruflicher Unzufriedenheit wuchs der Wunsch, gemeinsam mit einigen Freunden die Erfahrungen als Tourguide nutzbar zu machen.

Die Geschäftsidee

Rennradfahren ist ein zeitintensives Hobby. Familie und Beruf, die alltäglichen Aufgaben zu Hause und womöglich noch ein ehrenamtliches Engagement fordern immer wieder ihren Zoll. Alles wichtig und richtig, gleichzeitig möchte man aber doch auch beim geplanten Radmarathon finishen oder hier und da erfolgreich ein Jedermannrennen bestreiten…

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Fotocredit: P. Holderried

Rennradflucht Radreisen ermöglicht kleine Fluchten aus dem Alltag – ein paar Tage voller Rennrad-Highlights, die kaum Urlaubstage kosten, ohne lange Anreise auskommen und gezielte Trainingsreize setzen. Wer bei Rennradflucht bucht, genießt einen viertägigen Aktiv-Urlaub: vier geführte Touren in unterschiedlichen Leistungsklassen, drei Übernachtungen im Drei-Sterne-Hotel, Urlaubsgefühle in toller Landschaft, hervorragendes Essen. Wir fahren keine Rennen gegeneinander, aber an den Anstiegen kann man sich bei Bedarf austoben.

Natürlich stehen heutzutage unzählige GPS-Tracks zur Verfügung, die es ermöglichen, schöne Strecken auch alleine zu fahren, ohne ortskundigen Tourguide. Uns geht es aber um das gemeinsame Erlebnis, die sportliche Aktivität im Kreise Gleichgesinnter, das Gruppenerlebnis, auch jenseits der Tagesetappe. Im Mittelpunkt stehen auch der Austausch untereinander, das Schaffen von Synergien, die Entwicklung neuer Freundschaften.

Angebot 2016

Meine Mitstreiter und ich laden alle Rennrad-Enthusiasten ein, sich unser Angebot 2016 anzuschauen. Wir unterscheiden in kostenlose Eintagestouren, bei denen ihr uns in Tübingen kennenlernen könnt, und unsere viertägigen Kurztrips nach Freiburg, wo wir die gemütliche Atmosphäre im Hotel Bierhäusle genießen.

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Fotocredit: M. Pfeiffer

Unsere vier Rennradfluchten 2016 sind über die Saison verteilt: Unser Frühjahrstrainingslager steht unter dem Motto Markgräfler Land statt Malle, Breisgau statt Ballermann. An den Ostertagen legen wir dabei die Grundlage für eine erfolgreiche Radsaison 2016. Am langen Frohnleichnams-Wochenende im Mai geht es schon hoch hinaus in den Schwarzwald: Bevor im Sommer die großen Radmarathons warten, gilt es, an den langen Anstiegen wie Kandel, Schauinsland, Belchen oder Blauen an der Bergform zu feilen. Im Juli feiern wir unseren Jahreshöhepunkt im Breisgau-Hochschwarzwald. Sollte die Tour de France zeitgleich in den Vogesen gastieren, fahren wir die paar Kilometer hinüber, schreien uns am Straßenrand die Stimmbänder wund und ölen sie abends wieder mit badischem Wein. Den Saisonausklang feiern wir um den Feiertag zur Deutschen Einheit im Kaiserstuhl. In den Weinbergen sammeln wir die letzten Kilometer des Jahres und nehmen viele unvergessliche Bilder mit, die uns durch den langen Winter tragen.

Perspektive

Irgendwann will ich nicht mehr drauf zahlen ;-) Rennradflucht muss aber auch kein Vollzeit-Job werden. Ziel ist es, Kundinnen und Kunden zu gewinnen, gesund zu wachsen und in Zukunft auch an anderen Standorten Kurztrips anzubieten. Das Rennradrevier um Tübingen bietet mit Schwäbischer Alb und Nordschwarzwald Potenzial über die bisherigen Eintagestouren hinaus. Die Vogesen sind das französische Pendant zum Schwarzwald und sollen unbedingt bald in das Angebots-Portfolio aufgenommen werden. Und die Pfalz ist nicht nur ein landschaftliches Highlight, sondern eine Radsport-Hochburg Deutschlands.

Die Entwicklung von Rennradflucht hängt aber natürlich davon ab, ob das Angebot Rennradlerinnen und Rennradler überzeugt. Schaut Euch einmal unsere Website an, abonniert unsere Facebook-, YouTube- oder Instagram-Kanäle, quetscht uns aus, gebt uns Verbesserungstipps und wenn Ihr wollt, lernt uns bei unseren Touren persönlich kennen! Meine Mitstreiter und ich freuen uns auf Euch!

Rennradflucht Radreisen-Termine 2016:

24.-27. März: Frühjahrstrainingslager im Breisgau
03. April: Kostenlose Eintagestour – Saison-Eröffnungsfahrt in Tübingen
08. Mai: Kostenlose Eintagestour – 3. Neckartäler Sägeblatt
26.-29. Mai: Formaufbau im Schwarzwald
19. Juni: Kostenlose Eintagestour – Alb-Traum
14.-17. Juli: Jahreshöhepunkt im Breisgau-Hochschwarzwald
30. September – 3. Oktober: Saisonausklang im Kaiserstuhl
8. Oktober: Kostenlose Eintagestour – Saisonabschlussfahrt in Tübingen

Beitragsfoto: N.Pfeiffer