SUL trifft

Shut Up Legs trifft: RAD RACE

Sie sagen von sich, das sie keinen Bock mehr auf langweilige und schon tausend mal gesehene Radsportevents haben. Daher veranstalten sie seit 2014 ihre eigenen Rennen in Deutschland und Europa. Alleine dieses Jahr bringen sie neun Rennen in verschiedenen Städten an den Start.
Wir freuen uns das wir Jan von RAD RACE für ein Interview gewinnen konnten und ihn mit unseren Fragen löchern durften!

Shut Up Legs: Für alle die euch noch nicht kennen. Wer seid ihr und was macht ihr?

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Trikots aus der RAD RACE-Kollektion

„Wir“ das sind 11 Freunde. Gemeinsam haben wir vor 1 1/2 Jahren unsere Ersparnisse zusammengeworfen und RAD RACE gegründet. Die Idee war simpel! Actionreiche, spannende und kurzweilige Radrennen. Der Versuch, ein legales und irgendwie größeres Pendant zu den vielen unfassbar coolen & unabhängigen Formaten, den Alleycats und Marathon-Crash-Races zu entwickeln. Die Möglichkeit, mit der eigenen Company alles genau so zu machen, wie wir es selber auch wirklich cool finden… Der Traum die eigenen Trikots gestalten zu können, die Homepage und what not… und dabei eine Ästhetik zu entwickeln, die allen voran uns selbst wirklich zusagt…Das alles schwebte uns irgendwie vor Augen, als wir uns damals zusammengesetzt haben. Natürlich immer begleitet von der Hoffnung, dass anderen diese Dinge auch gefallen würden ;-)

SUL: Wie teilt ihr anfallende Aufgaben auf? Habt ihr feste Rollen oder ergibt sich das immer aufs neue?

Wir haben von Anfang an versucht, die Aufgaben halbwegs aufzuteilen. Es hat sich allerdings schnell gezeigt, dass der Umfang deutlich größer ist als man so vermuten würde. Fast alle von uns haben nebenher noch stinknormale Jobs und sind darauf angewiesen, durch diese Knete für Miete und Brot ranzuschaffen. Der tägliche Wahnsinn wird durch Ingo in Hamburg und das Office in Münster halbwegs bewältigt und zu den Events treffen wir uns dann immer alle und packen mit an. Und jeder, der nicht weiß, wie hart es ist, Samstag & Sonntag bis spät in die Nacht im strömenden Regen Gitter zu schleppen und montags wieder bei der Arbeit zu sein, ist herzlich eingeladen diesen Spaß einmal mit uns zu teilen !!!

SUL: Was unterscheidet die RAD RACES von anderen Rennen?

Es gibt hundert Unterschiede. Wichtig im Vergleich zu den vielen Underground-Rennen ist sicherlich, dass die Rennen bei uns legal sind. Es gibt notärztliche Versorgung und für den schlimmsten Fall auch eine Versicherung. Dennoch versuchen wir den Spirit dieser Rennen beizubehalten. Es geht zwar sehr sportlich zu aber das Gewinnen steht nicht an oberster Stelle. Es geht primär um ein sportliches Zusammenkommen. Wettkampf…klar…aber eben auch gemeinsam abhängen, coole Mucke, Szenetreff und gleichzeitig Kontakt zu anderen Szenen. Deshalb ist uns das kommende Event am 15.08. am Heidbergring in Hamburg auch eine Herzensangelegenheit. Hier haben beispielsweise Fixie-Fahrer und Rennradfahrer (Crosser und MTB ebenso) die Möglichkeit zusammen ihren Sport zu feiern sich zu begegnen und abzuhängen! Das ist schließlich auch ein wichtiger Bestandteil unseres Credos: Uns ist egal auf welchem Bike Du unterwegs bist, an welchen Gott Du glaubst oder welcher Dein Lieblings-Club beim Fussi ist (Naja, letzteres nur mit Einschränkungen ;-))… Wichtig ist aufm Rad !!! Wesentlicher Unterschied zu den geläufigen Radrennen ist meist die Kompaktheit unserer Events. Das ist neulich besonders deutlich geworden, als wir in Rotterdam ein Criterium im Rahmenprogramm der Tour de France veranstaltet haben. Unser Rennen war hammerspannend!!! 20 Mal um den Pudding, Ausreisser, Verfolger, Sprintwertung, Teamarbeit, Männerrennen, Frauenrennen, Führungsfahrzeug und Overlap-Rule…man wusste gar nicht wo man hingucken sollte…überall Spannung! Naja und dann kam 3 Stunden später die Tour da lang gezischt…ohne Zweifel das größte Radrennen der Welt…aber für live Zuschauer an der Strecke ein Spaß von 22.7 Sekunden!

SUL: Ihr habt letztes Jahr verschiedene Renn-Formate ausprobiert. Welches war euer persönliches Lieblingsrennen und bei welchem Rennen kam das beste Feedback von den Teilnehmern?

Das ist eine schwere Frage und lässt sich nicht allgemein beantworten. Wahrscheinlich hat da jeder seine Präferenzen. Uneingeschränkt geil finden wir aber alle immer das Saison-Auftakt-Rennen in Berlin auf der Kartbahn. Stimmung, fahrerische Klasse & Spannung sind dort einfach atemberaubend und unübertroffen. Das Feedback ist meistens extrem positiv. Natürlich gibt es bei fast jedem Rennen kleinere Dinge, die besser laufen könnten und manchmal stecken wir so sehr in der Matrix, dass wir es selbst gar nicht merken. Wir sind dann immer dankbar, wenn die Fahrer ihre Einschätzungen mit uns teilen…das ist immer extrem konstruktiv! Wir wollen die Rennen ja auch am liebsten mit den Leuten zusammen geiler machen und nicht einfach nur bestimmen…

SUL: Könnt ihr euch vorstellen eure gemeinsamen mehrtägigen Touren (Tour de Skandinavia, Tour d’Iceland, Trainingslager auf Mallorca) für ein größeres Publikum zu öffnen und dadurch auch zum „Reiseveranstalter“ zu werden?

Erstmal ziehen wir es in diesem Jahr nochmal mit dem erweiterten Freundeskreis durch, um Erfahrungen zu sammeln… aber JA! Es ist durchaus unser Wunsch das mal zu probieren. Natürlich wollen wir nicht der TUI Konkurrenz machen, aber die Idee 2-3 Mal im Jahr mit geilen Leuten auf Tour zu gehen, reizt uns schon. Aber auch hier merken wir wieder, dass dazu mehr gehört, als einfach nur loszufahren… Ohne unsere unfassbar guten Partner wären auch unsere Testballone, die Tour de Scandinavia, die Tour d’ Iceland & die Tour de Espania nicht denkbar (gewesen)! Wie gesagt, dieses Jahr ziehen wir das noch im Familienkreis durch aber ab nächstem Jahr solltet ihr die Augen offen halten, den eins ist bereits jetzt sicher, die Teilnehmerzahl wird extrem begrenzt sein ;-)

SUL: 2015 habt ihr noch viel viel mehr organisiert. Könnt ihr nochmal zusammenfassen. Was hat sich seit letztem Jahr geändert? Und welche Pläne gibt es schon für 2016 die ihr uns verraten könnt?

Von 2014 zu 2015 hat sich tatsächlich schon viel getan. Scheiße…wir haben eine Weltmeisterschaft ausgerichtet. Auch wenn dieser Titel häufig mit einem Augenzwinkern versehen wird. Es gibt allerdings kein vergleichbares legales Rennen auf der Welt, deshalb scheue ich mich auch überhaupt gar nicht bei unserem FIXED42 von einer WM zu sprechen. Ich lasse da sogar bewusst das Augenzwinkern weg. Nein, es ist keine UCI WM…wird es wohl auch nicht werden…aber solange es nichts vergleichbares offizielles gibt, ist das FIXED42 im Rahmen des Velothon Berlins die Strassen-Weltmeisterschaft für Track-bikes. Zumindest für unser sehr subjektives Verständnis. Wir sind allerdings auch relativ zuversichtlich, dass die Teilnehmer im kommenden Jahr (sollten wir das FIXED42 überhaupt wiederholen) diese Einschätzung widerspiegeln werden. (#fingerscrossed) Insgesamt ist 2015 einfach alles nochmal etwas größer geworden. Das hängt insbesondere auch damit zusammen, dass wir mittlerweile ganz gute Kontakt im Radsport geknüpft haben. Die Arbeit mit den Rennveranstaltern, bei denen wir im Rahmenprogramm untergekommen sind, hat beispielsweise riesig viel Spaß gemacht. Für 2016 soll dieser Trend beibehalten werden. Evtl. gelingt es uns nach Rotterdam noch das eine oder andere Mal mehr, den Sprung ins Ausland zu machen.

SUL: Neben den Rennen gibt es jetzt auch das Team RAD-Pack. Was ist die Idee dahinter und was muss man mitbringen, um auch Teil des Rad-Packs zu werden?

Anfangs haben wir uns einfach selbst als das RAD PACK bezeichnet. Dann kam die Idee ein paar Fahrer mit ins Boot zu nehmen. Hier haben wir uns aber ganz schnell darauf verstanden, nicht einfach nur die größten Stiere anzusprechen, die alle anderen platt fahren, sondern vielmehr eine geile Crew von Leuten um uns zu versammeln mit denen wir gerne zusammen sind. Was haben wir Axel gefeiert, als er in Köln am Tag nach dem Rennen mit der unangefochtenen Party-Goldmedaille um den Hals zu uns an den Stand kam. Als Simon beim Crit in Rotterdam etwa 8 Runden als Ausreißer alleine unterwegs war, sind wir komplett ausgerastet. Scheißegal dass er ein paar Runden vor Schluss eiskalt kassiert wurde. Wir haben uns alle zusammen gefreut, dass er so ein geiles Rennen gefahren ist!

SUL: Auf eurer Seite schreibt ihr „Wir wollen schnelle und radikale Rennen in ganz Europa an den Start bringen.“ Ihr startet dieses Jahr mit einem RAD RACE in Rotterdam. Wann bringt ihr uns weitere Rennen im Ausland?

Wie oben schon gesagt, wollen wir 2016 versuchen, mal des öfteren in anderen Ländern vorbei zu schauen. Zunächst wollen wir uns aber auf diese Saison konzentrieren und das Jahr anständig zu Ende bringen, danach schauen wir mal, was sich so fürs nächste Jahr alles für Ideen in unseren Köpfen finden.

SUL: Vielen Dank für das Interview, Jan. Danke das du dir die Zeit dafür genommen hast. Viel Erfolg noch bei der Organisation der verbleibenden Rennen. Wir freuen uns bereits auf eure dritte Saison als Veranstalter!

Beitragsfoto: Lars Schneider