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N=1: Reicht ein Rad für alle Zwecke?

Der Vormarsch der Gravel-Bikes scheint kaum mehr aufzuhalten. Mittlerweile bietet jeder Hersteller mindestens ein Modell an, das für den Geländeeinsatz optimiert ist. Damit scheint sich die N+1-Regel wieder einmal zu bestätigen und neben Rennrad, MTB und Commuter wird uns suggeriert über ein weiteres Rad zumindest nachzudenken.
Wir möchten aber mit dieser Denkweise brechen und haben uns die Frage gestellt: Kann man ein Gravelbike, das unendlich viele Einsatzgebiete hat auch dafür nutzen alle anderen Bikes zu ersetzen?

Spätestens seit wir uns für das VPACE T1ST entschieden haben, hatten wir folgendes Konzept im Kopf: 1 Rad und 2 Laufradsätze = unendlich viele Möglichkeiten. Im vergangenen Jahr haben wir den Test gemacht. Auf unserer Reise durch Europa hatten wir unseren Titan-Gravel-Racer mit zwei Laufradsätzen dabei.
DT Swiss hat uns dabei mit Laufrädern unterstützt. Wir durften die neue Gravelserie GR mit 650B-Standard testen und konnten dazu noch auf einen schnellen Carbon-Laufradsatz, den PRC 1400 SPLINE 35 setzen. Unsere Erfahrungen mit den jeweiligen Rädern, haben wir euch im vergangenen Jahr bereits festgehalten. Die Berichte könnt ihr euch hier für die GR1600 SPLINE 25 und die PRC 1400 SPLINE 35 nochmals anschauen.

Welche Kompromisse muss man mit einem Do-It-All-Bike eingehen?

Mit diesem Konzept wollten wir austesten, wie schnell wir mit einem Straßenlaufradsatz fahren konnten und wie ruppig das Terrain für die 650b-Gravellaufräder sein durfte. Natürlich war uns von Beginn an klar, das wir damit Kompromisse eingehen würden, aber wie groß würden diese sein?

Das T1ST ist mit seiner Geometrie ein Rennrad, das aber auch im Gelände funktioniert. Nach dem Prinzip Jack of all Trades, Master of None sollte es perfekt für unseren Versuch sein. Wir haben ein paar Faktoren identifiziert, die uns auf der Suche nach dem N=1 helfen sollen.

Reifenfreiheit: In welche Richtung es gehen soll, ist klar. Je anspruchsvoller das Gelände, desto breiter sollte der Reifen sein. Daher sind Scheibenbremsen Pflicht, sodass man mit 650b-Reifen auf circa 45mm Reifenbreite gehen kann.
Kettenstrebenlänge: Je kürzer die Kettenstreben ausgestaltet sind, desto agiler verhält sich das Rad. Wer also ein ruhig laufendes Rad möchte, sollte auf eine entsprechend lange Kettenstrebe achten. Generell gilt auch je länger die Kettenstrebe, desto breitere Reifen lassen sich auch verbauen.
Tretlagerabsenkung: Ein heruntergesetztes Tretlager sorgt für mehr Stabilität auch bei höheren Geschwindigkeiten, aber erhöht natürlich auch die Gefahr das man im Gelände mit der Kurbel aufsetzt. Daher muss jeder individuell entscheiden, welche Faktoren den Ausschlag geben sollen.
Übersetzung: Die größten Unterschiede zeigen sich hierbei, ob man eine 1-fach oder 2-fach Schaltgruppe verbaut. Da wir auch viel auf der Straße fahren wollen, haben wir uns für die klassische 2-fach Shimano 105er entschieden, aber mit der Compact-Kurbel und der 11-32er Kassette auch eine akzeptable Bergübersetzung verbaut.
Pedalsystem: Auch hier kann der Fahrer je nach bevorzugtem Einsatzgebiet zwischen Rennrad- oder MTB-Systemen auswählen. Wir fahren hauptsächlich MTB-Pedale und Crossschuhe, da wir Schiebe- und Tragepassagen auf unseren Touren nicht grundsätzlich ausschließen können. Wenn aber klar ist, das es nur auf die Straße geht, sind die Pedale auch innerhalb kürzester Zeit getauscht.

Fazit: Gibt es nun das All-in-one-Bike wirklich?

Wir haben diesen Sommer genutzt und unser Setup auf verschiedenen Touren ausgiebig getestet. Wir waren mit den Gravel-Laufrädern auf der traditionellen L’Eroica-Strecke unterwegs, haben in Schwedens Glaskogen-Nationalpark die zahllosen Seen umrundet und die 42mm breiten Reifen im Karwendel bis an ihr Limit gebracht. Außer einem kaputten Schaltwerk hat das Gravel-Setup zuverlässig funktioniert und uns nie im Stich gelassen.
Und mit den Carbon-Laufrädern waren wir auf italienischen Straßen unterwegs, haben ein paar schnelle Runden im Velodrom von Grosseto gedreht und auf Schwedens Landstraßen gut Strecke gemacht. Mit dem Road-Setup verändert sich das Fahrverhalten des Rades so massiv, das ein Unterschied zu unserem „reinen“ Rennrad kaum zu spüren ist. Im Gegenteil, mit den Scheibenbremsen ist das All-in-One-Bike mit den DT Swiss PRC 1400 SPLINE 35 gegenüber dem felgengebremsten Rennrad klar im Vorteil.

Können wir das Setup so weiterempfehlen?

Ja und nein. Die Bandbreite an möglichem Terrain ist auf jeden Fall deutlich größer als man gemeinhin denkt. So würden wir sagen, das unser Do-It-All-Bike ein Hardtail-MTB und Endurance-Roadbike definitiv ersetzen kann. Im gewöhnlichen Cappuccino-Ride wird man keine Probleme bekommen das Tempo zu halten und auch der Bikepacking-Trip in den Bergen lässt sich mit dem N+1-Killer bewältigen. Wer sich allerdings an die Startlinie eines Radmarathons stellt und um jede Sekunde kämpfen möchte, der sollte definitiv noch einen Aero-Renner im Keller stehen haben. Für alle anderen Fahrten kann es aber das Do-it-All-Bike sein!

Hinweis: Für diesen Beitrag wurden wir von DT Swiss und VPACE unterstützt. Dieser Test beruht jedoch auf unserer eigenen Meinung.